Lernen ist ein Erlebnis.

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Wenn Wissensvermittlung ausschließlich rekonstruktiv erfolgt, d. h. allein auf die Wiedergabe von Fakten ohne Selbstbetätigung beschränkt ist, wird das Erlernte nicht tief verankert. Inhalte verbleiben dann dauerhaft im Gedächtnis, wenn sie erlebbar sind. Das bedeutet, dass die Studierenden das Thema erfinden, begründen und gestalten. Kersten Reich – ein Anhänger der konstruktivistischen Didaktik – hat dies sehr treffend am Beispiel der Französischen Revolution veranschaulicht: Anstatt sich auf eine Faktenwiedergabe und das Auswendiglernen zu beschränken, kann der Einstieg in den Themenkomplex mit der Fragestellung an die Studierenden eröffnet werden, was geschehen müsste, damit sie selbst eine Revolution starten. Die Studierenden notieren ihre Gedanken und tauschen sich aus. Anschließend könnten in Gruppenarbeit, ggf. vielleicht sogar im Rollenspiel, die Situationen und Ansichten der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen erarbeitet und diskutiert werden. Die Studierenden erleben den Inhalt und es ermöglicht ihnen die tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Lehrstoff.

Ich habe jahrelang in juristischen Studiengängen unterrichtet. Auch hier gibt es viele Möglichkeiten, den teilweise doch sehr trockenen Lehrstoff erlebbar zu machen. Das Schöne ist, dass Sie hier als Lehrende Ihre kreative Seite ausleben können 😊 Beispielsweise der Ablauf eines Gesetzgebungsverfahrens kann durch die Frage, welche gesellschaftliche Entwicklung Studierende gern juristisch verankern wollen würden bzw. welches bestehende Gesetz sie gern ändern würden und die Herausarbeitung, was dafür zu tun wäre, erlernt werden. Wie kann ein Gesetzesvorschlag auf den Weg gebracht werden?! Wer ist wann zu beteiligen?! Gleichzeitig lernen Studierende, sich argumentativ mit anderen auseinandersetzen. Die erlernten Kompetenzen gehen damit weit über das Zitieren von Faktenwissen hinaus.

Jetzt denken Sie vielleicht, dass Sie unkreativ sind oder dass es aufwendig ist, diese Art der Inhaltsvermittlung vorzubereiten. Das ist verständlich. Wenn Sie Schritt für Schritt damit beginnen, werden Sie merken, wie inspiriert Sie sind. Ideen kommen auf dem Weg. Gehen Sie los. Erst kommt ein Einfall und dann der nächste. Sie werden Spaß daran haben, was wiederum Ihre Kreativität noch mehr befeuert. Und Sie werden erfahren, wieviel Freude die Studierenden im Rahmen dieser Art der Wissensvermittlung haben werden. Lernen ist ein Erlebnis 😊