Kooperation statt Konkurrenz – Kooperatives Miteinander lernen und kooperativ miteinander lernen

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Zäumen wir das Pferd von hinten auf und richten einen Fokus auf die Arbeitswelt. Wenn ein Unternehmen erfolgreich ein neues Produkt auf den Markt bringt, werden dafür alle Menschen beglückwünscht, die an dem Entwicklungsprozess und an der Vermarktung beteiligt waren. Das Team wird gefeiert und nicht eine Einzelperson. Nicht zuletzt, da regelmäßig alle Ergebnisse eine Teamleistung sind, denn an allen möglichen Entwicklungs- und Arbeitsprozessen sind immer mehrere Menschen beteiligt. Es zählt das Teamergebnis, das der Gesellschaft dient. Warum nehmen wir diesen Gedankenansatz nicht schon direkt in die Hochschullehre mit und wenden ihn dort an?

Natürlich erfordert das, dass wir unser Denken und unsere praktizierten und oftmals nicht mehr hinterfragten Gewohnheiten ändern dürfen. Ein Punkt in diesem Rahmen wird auch sein, über das Prüfungssystem nachzudenken, dass fast vollumfänglich auf das Erbringen von Einzelleistungen (Klausuren etc.) ausgerichtet ist. Es ist jedoch an der Zeit, auch hier neu zu denken. Gandhi sagte bereits: „Sei du die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt.“

Um das umzusetzen, sehe ich einen großen Punkt darin, die Selbstständigkeit der Studierenden zu stärken. Die Studierenden helfen sich gegenseitig, entwickeln, gestalten, erschließen selbst neuen Wissensstoff – alles eng begleitet von den Lehrenden. Und sie lernen ihre eigenen Stärken kennen und einzubringen. Und die Lehrstoffvermittlung wird auf die einzelnen Studierenden ausgerichtet. Das bedeutet, dass nicht alle auf dieselbe Art und Weise das Wissen vermittelt bekommen, sondern unterschiedliche Methoden zum Einsatz kommen. Jetzt denken Sie: Aber wie soll ich bei einer großen Anzahl von Studierenden wissen, für wen welche Methode besser geeignet ist? Insbesondere wenn Sie die Studierenden noch nicht so lang kennen, können Sie das auch nicht wissen. Aber die Studierenden kennen sich ja 😊 Das heißt, dass diese selbst unter den angebotenen Methoden entscheiden können, welche sie wählen. Und das aktiviert ihre Selbstverantwortung und Selbstständigkeit. Oder Sie fragen die Studierenden, welche Ideen sie zu einem Thema haben und wie sie sich dieses erschließen wollen. Das erfordert bereits, dass sich die Studierenden mit dem Lehrstoff auseinandersetzen und es fördert ihre Eigenverantwortlichkeit. Außerdem ist es der erste Schritt für effektives Lernen (siehe hierzu einen früheren Blog-Artikel von mir).

Empfehlenswert in diesem Zusammenhang ist auch, die Lehre in Form von „Teamteaching“ durchzuführen. Das bedeutet, dass die Lehrveranstaltung von mindestens zwei Lehrenden gleichberechtigt durchgeführt wird. Dabei können z. B. einzelne Themen oder Ansichten von jeweils einer/einem Lehrenden präsentiert werden. Die Abwechslung bewirkt bei den Studierenden ein gesteigertes Interesse. Beim Teamteaching handelt es sich um ein tool des Methodenpools, dass die Lehrenden insbesondere dabei unterstützt, ihre didaktischen Fähigkeiten auszubauen. Sie können sich gegenseitig reflektieren und unterstützen sowie gemeinsam kreativ gestalten. Hinzu kommt, dass sich die Vorbereitung, Planung und Gestaltung auf mindestens zwei Personen verteilt. Stress wird reduziert.

Außerdem trägt diese Form des Lehrens ganz automatisch dazu bei, dass die Lehrenden und die Studierenden sich stärker austauschen, mehr kommunizieren und automatisch auch kooperieren. Und was wir positiv vorleben, wird sich auch auf die Studierenden übertragen, die insbesondere den Mehrwert des „gemeinsamen Lehrens und Lernens“ erleben. Also suchen Sie sich eine:n weitere:n Lehrende:n und lehren Sie im Team 😊

Konkurrenz hat unserer Gesellschaft noch nie dazu gedient, bessere Ergebnisse hervorzubringen; das schaffen nur Kooperationen. Sie ermöglichen, dass unterschiedliche Menschen, Ansichten und Ideen zusammenkommen und ganz neue Erkenntnisse und Ergebnisse entstehen. Die in einer Kooperation entstehenden Gefühle beleben und befördern; ganz anders als Neid, der im Zusammenhang mit Konkurrenz auftritt. Neid stoppt den positiven Gedankenfluss und die Kreativität. Das Werk oder die Ideen anderer als Inspiration zu sehen, hilft dabei, selbst eine förderliche Stimmung zu behalten. Und voran zu kommen. Gemeinsam erreichen wir so viel mehr. Jede und jeder gibt seine Kenntnisse und Fähigkeiten und es entsteht etwas Einzigartiges.