Erschaffen eines positiven Lernklimas

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Wir alle kennen das: Wenn wir uns wohlfühlen, geht so viel mehr: Die Arbeit geht uns leichter von der Hand, wir werden schneller fertig, sind konzentrierter und lernen besser. Das hat einen einfachen biologischen Hintergrund: Empfinden Menschen Angst oder große Anspannung, pumpt der Körper den Großteil der Energie in den Muskelapparat, der uns darauf vorbereitet, zu fliehen, uns tot zu stellen oder anzugreifen. Diese körperlichen Abläufe sind noch immer in uns verankert, stammen jedoch eigentlich aus einer Zeit, in der unsere Angst überlebenswichtig war; um z. B. vor einem Löwen wegzurennen. Mittlerweile sind wir im Alltag dieser Art von Bedrohung der menschlichen Existenz nicht mehr ausgesetzt. Nichts desto trotz sind die körperlichen Reaktionen teilweise vergleichbar. Umso wichtiger ist es für den Lehrprozess, äußerliche Gegebenheiten, die erfolgreiches Lernen einschränken oder ganz verhindern, auf ein Minimum zu reduzieren und stattdessen für eine angenehme Lernumgebung zu sorgen. Dazu gehört beispielsweise:

  • Bereits zu Beginn der Lehrveranstaltung für ein gutes Klima innerhalb der Studierendengruppe sorgen, z. B. mit einer Warm-up-Übung, in der alle Studierenden sich einmal mündlich oder körperlich (z. B. durch Handzeichen) äußern. Sie hierzu auch den Punkt 2 „Guter Auftakt“ meines ersten Blog-Artikels zu „Gutes Klima“.
  • Häufiges Lachen; humorvoll sein.
  • Aufgelockerte Sitzordnung (z. B. kleine Lerninseln statt Kinobestuhlung). Verlassen Sie mit den Studierenden vielleicht auch ab und an einen wenig inspirierenden Hörsaal und lernen (je nach Jahreszeit) an der frischen Luft oder in einem Café.
  • Kleinere Lerngruppen, wenn möglich. Studierende bringen sich viel eher aktiv ein, wenn die Anzahl der Kommiliton:innen überschaubar und fassbar ist.
  • Studierende nicht gegen ihren Willen zwingen, sich zu äußern. „Vorführen“ trägt nicht dazu bei, dass sich Menschen wohlfühlen und erst recht nicht, dass sie eine gute Leistung abrufen können. Jeder Mensch ist anders. Einige sind schüchtern und haben große Angst davor, etwas Falsches zu sagen und sich zu blamieren. Diese Ängste werden nicht verringert, in dem die Lehrenden die Studierenden zu einer aktiven Teilnahme zwingen. Beobachten Sie die Studierenden stattdessen. Schauen Sie, wie Einzelne, die sich innerhalb des Plenums nicht aktiv einbringen, in kleineren Lerngruppen verhalten. Häufig beteiligen sie sich dort. Der kleinere Rahmen gibt ihnen Sicherheit und sie fühlen sich wohl. Ermutigen Sie diese Studierenden in Einzelgesprächen (z. B. am Rande einer Gruppenarbeit), die Gruppenlösung gemeinsam mit zwei anderen Gruppenmitgliedern vor dem Plenum zu präsentieren. Wenn Sie dies verneinen, weil sie in diesem Moment noch nicht dazu bereit sind, dann akzeptieren Sie diese Entscheidung. Ermutigen Sie sie in den kommenden Lehrveranstaltungen immer wieder und Sie werden sehen, irgendwann ist die/der Studierende soweit. Jeder Mensch hat sein eigenes Tempo. Es besteht keine Eile. Persönliche Entwicklung verläuft bei jeder und jedem anders.
  • Freundlich, herzlich und offen sein. Vermitteln Sie den Studierenden das Gefühl, zugänglich zu sein. So werden die Studierenden mit Anliegen auf Sie zukommen. Vertrauen ist unschätzbar wertvoll.
  • Auf Wünsche, Vorschläge und Ideen der Studierenden eingehen. Das tolle dabei ist, dass sich die Studierenden zunehmend trauen werden, sich einzubringen. Die Lehrveranstaltung bekommt dadurch eine neue Dynamik. Natürlich setzt dies auch voraus, dass Sie sich diesem Prozess offen hingeben und selbst neugierig schauen, was passiert. Es werden sich neue Gesichtspunkte entwickeln.
  • Sich in die Studierenden hineinversetzen. Wenn Sie merken, dass diese kollektiv erschöpft und nicht aufnahmefähig sind, akzeptieren Sie dies und wechseln von der Inhaltsvermittlung zu einem Themenaustausch, in dem die Studierenden z. B. brainstormen können und nicht gezwungen sind, Wissen aufzunehmen, das sie dann ohnehin in diesem Zustand nicht behalten können.
  • Stimmen Sie die Lehrmethoden auf die Inhalte, die Studierenden und Sie ab. Jede:r Studierende lernt völlig individuell; bieten Sie daher beispielsweise auch mehrere Methoden innerhalb einer Lehrveranstaltung an, innerhalb derer die Studierenden wählen und die Methode für sich wählen können, die ihren Fähigkeiten entspricht.
  • Vergleichen Sie die Studierenden nicht. Wirken Sie auf Kooperationen hin (und vermeiden Situationen, die das Gefühl von Konkurrenz entstehen lassen).

Ein ganz entscheidender Punkt ist die innere Einstellung der/des Lehrenden. Freuen Sie sich auf die Studierenden, die gemeinsame Zeit mit ihnen, die Inhaltsvermittlung und das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen, trägt das maßgeblich dazu bei, dass die Stimmung im Hörsaal auch positiv gestimmt ist. Denn das was Sie ausstrahlen, resoniert mit Ihnen. Wenn Ihnen diese innere Freude fehlt, schauen Sie genauer hin und eruieren Sie, woran das liegt. Das hat dann nämlich nicht nur Auswirkungen auf die Studierenden, sondern vor allem auf Sie persönlich. Und Ihnen darf es gutgehen und Sie dürfen glücklich und erfüllt sein. Daher: Ganz viel Freude beim Lehren innerhalb eines positiven Lernklimas 😊