Das WIE ist entscheidender als das WAS – 7 Punkte für eine erfolgreiche Inhaltsvermittlung

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Es ist wichtig, Inhalte zu vermitteln. Schließlich gehört es zu den Aufgaben der Lehrenden, Wissen weiterzugeben und zwar dergestalt, dass die Studierenden es verstehen, anwenden, mit anderen Dingen verknüpfen und weiterentwickeln können. Deshalb ist es natürlich richtig und wichtig, sich als Lehrende:r gut mit Inhalten auseinanderzusetzen und diese aufzubereiten. Bedeutsamer als der Inhalt an sich ist jedoch, auf welche Weise und in welcher Form, unter Anwendung welcher Lehrmethode das Wissen für die Studierenden bereitgestellt wird. Und dass die Lehrenden im Rahmen der Wissensvermittlung ihre Persönlichkeit einbringen. Hierzu möchte ich gern 7 Punkte mit Ihnen teilen, die eine erfolgreiche Inhaltsvermittlung ermöglichen:

 

1) Vorbereitung: Aufbereitung Wissen

Als Lehrende:r kennen Sie sich hervorragend in Ihrem Bereich aus und Sie lesen höchstwahrscheinlich selbst sehr viel rund um Ihr Thema. Wenn Sie die Inhalte für die Studierenden aufbereiten, tun Sie es auf Ihre Art und Weise. Verhindern Sie, dass Sie das Gelesene rekonstruieren und stattdessen selbst konstruieren. Die Inhalte erhalten Ihre eigene, ganz persönliche Färbung.

Bereiten Sie den Unterrichtsstoff gern so auf, dass die Inhalte für die Studierenden erlebbar werden. Die Selbstbetätigung der Studierenden sorgt dafür, dass das Erlernte tief im Gedächtnis verankert wird. Im Gegensatz dazu erfolgt bei der reinen Wiedergabe von Fakten keine derartige Verwurzelung im Gehirn. Erlebbar bedeutet, dass die Studierenden das Thema erfinden, begründen und gestalten. Hilfreich ist, einen Praxisbezug herzustellen oder mit den Studierenden gemeinsam eine praktische Anwendung herauszufinden. Es geht um learning by doing.

 

2) Passende Lehrmethode

Die Lehrmethode ist unter Berücksichtigung von zwei Gesichtspunkten auszuwählen: Sie ist auf den zu vermittelnden Inhalt und die Studierenden abzustimmen.

Die Form der Vermittlung des zu transportierenden Wissensstoffs entspringt dem Inhalt selbst: Werden in der Lehrveranstaltung Kommunikationsformen thematisiert, wird das Thema für die Studierenden greifbar, wenn sie genau diese Formen selbst ausprobieren – also verbal und non-verbal kommunizieren. Wird sich hingegen mit der Mediation befasst, kann deren Sinn, Funktion und Ablauf sowie die Teilnehmenden am besten eruiert werden, wenn die konstruktive Beilegung eines Konflikts als Rollenspiel durchgeführt wird. Geht es darum, dass die Studierenden selbst etwas erschaffen oder entwickeln, bieten sich offene Methoden wie das Brainstorming, Mindmaps oder Design Thinking an.

In einem zweiten Schritt ist zu berücksichtigen, dass die Methode zu der/dem jeweiligen Studierenden passt. Jeder Mensch lernt völlig individuell und erreicht das beste Lernergebnis, wenn er in der Form lernt, die für ihn die größte Wirkung erzielt. Das bedeutet, dass innerhalb einer Lehrveranstaltungsstunde mehrere Methoden angeboten werden, aus denen die Studierenden die für sie geeignetste auswählen können. Chancengleichheit bedeutet aus meiner Sicht, dass jede:r dort abgeholt wird, wo ihre/seine Talente, Gaben und Stärken bestehen. Und dass berücksichtigt wird, dass jede:r individuell lernt und dementsprechend auch die Ergebnisse unterschiedlich sind. Die Studierenden lernen auf diesem Weg, Verantwortung für ihr Handeln und ihr Lernen zu übernehmen. Sie gestalten es aktiv. Das bewirkt außerdem, dass der Fokus, der sonst dauerhaft auf den Lehrenden liegt, sich von diesen weg zu den Inhalten und den Studierenden selbst bewegt. Das trägt auch zur Entlastung der Lehrenden bei.

 

3) Beziehung der Studierenden zu den Inhalten

Jeder Mensch sieht die Welt durch seine eigene Brille. Folglich hat auch jede:r eine individuelle Beziehung zu Inhalten, die geprägt ist durch die eigene Sozialisation, Erfahrungen sowie das Umfeld. Und diese Beziehung darf insbesondere im Rahmen der Lehre berücksichtigt werden. Es gibt auch nicht nur die eine Wahrheit, sondern jede:r hat seine eigene Wahrheit. Die individuellen Ansichten werden vertieft, erweitert, überdacht und fortentwickelt.

 

4) Weniger ist Mehr

Altbekannt und dennoch oft verkannt: Entscheidend ist, dass die Studierenden den Grundsatz verstehen. Das Durch-Diskutieren von zig Sonderfällen ist oftmals nicht nur nicht notwendig, sondern trägt selten dazu bei, dass sich Studierende das Wissen dauerhaft einprägen. Ratsamer ist, den Lehrstoff zu reduzieren und stattdessen lieber mehr Freiraum für eigene Gedanken der Studierenden sowie Austausch und Fortentwicklung zu lassen.

 

5) Emotionen und Bilder

Erlerntes bleibt dann länger im Gedächtnis gespeichert, wenn die Erkenntnisse im Zusammenhang mit starken Emotionen erlangt worden sind. Neurobiologisch betrachtet ist dafür u. a. das Dopamin verantwortlich, dass dafür sorgt, dass das Gelernte besser zu verarbeiten ist. Dabei beziehen sich die Emotionen zum einen auf die Inhalte selbst und zum anderen auf die am Lernprozess beteiligten Personen, also das Verhältnis Lehrende-Studierende sowie die Beziehung der Studierenden untereinander. Ist das Verhältnis von Freude, Begeisterung, Aufgeschlossenheit, Offenheit, Sympathie und Herzlichkeit geprägt, hat dies einen positiven Einfluss auf den Lernprozess. Im Hinblick auf die Beziehung der Studierenden untereinander können die Lehrenden dazu beitragen, Kooperationsfähigkeit und soziales Verhalten der Studierenden zu fördern, indem sie Raum für gemeinsames Arbeiten geben. Innerhalb dieses Raums können Studierende die Stärken der anderen erkennen und ihnen diese mitteilen. Gleichzeitig schärfen sie den Fokus für ihre eigenen Talente.

Menschen denken und träumen in Bildern. Das Gehirn kann Neues leichter verarbeiten und langfristig verankern, wenn es über Bilder dargeboten wird.

 

6) Studierende aktiv einbinden

Lernen ist ein soziales und kommunikatives Erlebnis und erfolgt im Austausch. Dreh- und Angelpunkt ist hierfür eine gute Kommunikation, die wertschätzend, respektvoll, freundlich und mit dem Ziel erfolgt, gemeinsam etwas zu erreichen und andere zu unterstützen. Die Studierenden eignen sich sukzessiv Kommunikationsfähigkeiten an, je häufiger und stärker sie die Möglichkeit bekommen, sich aktiv einzubringen.

 

7) Persönlichkeit der/des Lehrenden

Authentisch sein. Sie dürfen sich zeigen, wie Sie sind. Mit all Ihren Stärken und Schwächen. Sie bieten den Studierenden damit die Möglichkeit, es ebenso zu tun. Wir haben alle bereits als Kinder gelernt, uns anzupassen, um gemocht, und geliebt zu werden sowie erfolgreich zu sein. Daran gibt es auch grundsätzlich erst einmal nichts auszusetzen. Allerdings trägt das dauerhafte Verstellen dazu bei, dass wir uns von unserer eigenen Persönlichkeit entfernen. Teilweise wissen wir selbst gar nicht mehr, was wir eigentlich wollen. Um das herauszubekommen ist es notwendig, alle Erwartungen anderer an uns und von uns selbst auszublenden. Wir dürfen uns fragen: Was bereitet mir Freude und löst Leidenschaft und Begeisterung in mir aus? Welche Talente habe ich und wie kann ich sie einbringen, damit sie anderen helfen? Hören Sie auf Ihre Intuition und dann nutzen Sie das, was kommt und bringen es in die Lehre mit ein. Sie lieben Comics und zeichnen gern? Erstellen Sie doch Ihre Inhalte auf diese Weise und teilen Sie dies mit den Studierenden. Sie haben einen Bewegungsdrang und stundenlanges Stehen im Hörsaal nervt Sie? Gestalten Sie den Unterricht aktiv. Räumen Sie die Möbel mit den Studierenden im Hörsaal um und richten Lerninseln ein oder nutzen andere Orte für die Lehre – entweder innerhalb oder außerhalb der Hochschule. Sie lachen gern? Gehen Sie den Unterricht humorvoll und gelassen an. Sie müssen sich nicht verstellen, sobald Sie den Hörsaal betreten.

Seien Sie aufgeschlossen, und zwar sowohl den Studierenden als auch neuen Inhalten und Lehrmethoden gegenüber und halten Sie sich nicht unnütz an Methoden fest, die für Sie und/oder die Studierenden einfach nicht funktionieren. Und nebenbei lernen Sie automatisch, gelassener mit den Persönlichkeiten umzugehen, und zwar sowohl den der Studierenden als auch denen der anderen Hochschulangehörigen.

 

Und nun ganz viel Freude beim Lehren 😊